24. Januar 2018

Wie sich Großverdiener das Leben von Beamten so vorstellen...

Grünen-Politiker Boris Palmer zu Gast auf der dbb-Jahrestagung in Köln
Laut einem Artikel in der Stuttgarter Zeitung soll sein Vater, Helmut Palmer, die Beamten seinerzeit schon mit dem Spruch beleidigt haben:

„Das Beamtentum ist ein Flaschenzug - eine Flasche zieht die andere hoch.“

Sein berühmter grüner Sohn Boris, seines Zeichens Oberbürgermeister von Tübingen, gehört heute demnach ganz offensichtlich dazu, denn laut gleichem Pressebericht ist er als Wahlbeamter in Besoldungsstufe B 8 eingruppiert. Aber, mit Kritik gegenüber "den Beamten“ hält auch er sich nicht zurück.

In der Diskussion um die Frage der Bürgerversicherung (Einheitsversicherung) auf der Jahrestagung des dbb referiert er darüber, dass er es als ungerecht empfinde, wenn er selbst als Beihilfeberechtigter nur 200 Euro monatlich plus 40,- Euro für sein Kind in die private Krankenkasse einzahle, wo Beschäftigte mit weniger Einkommen doch viel mehr an Krankenkassenbeitrag zahlen müssten. Außerdem ist er der Meinung, dass die Beamtenpensionen nicht in den Himmel wachsen sollten und dass die Zwangspensionierung erst mit 75 Jahren für ihn eine gute Sache sei. Die frühe Ausmusterung von 60-jährigen Polizisten hält er dagegen für unsinnig.

Dass "so einem" auf der Jahrestagung des Deutschen Beamtenbundes eine Bühne geboten wird, ist gewöhnungsbedürftig, aber Politikern gegenüber ist man ja tolerant.

Dass solche Sprüche aber einfach weg gelächelt und weitestgehend unwidersprochen bleiben, das ist schon starker Tobak.

Wie muss sich eigentlich ein beamteter Familienvater oder die allein erziehende Kollegin im einfachen oder mittleren Dienst fühlen, wenn sie so ein arrogantes Gequatsche von Leuten hört, die selbst mit weit mehr als 10.000 Euro im Monat nach Hause gehen? Für diese Kolleginnen und Kollegen sind 240 Euro an Krankenversicherung im Monat verdammt viel Geld, denn selbst Beamte im gehobenen Dienst verdienen in der Regel nicht ein Drittel von dem, was ein Herr Palmer für sein Wahlamt als monatliches Salär zugesprochen bekommt.

Und wie müssen sich die Polizistinnen und Polizisten fühlen, die nach über 25 Jahren Schichtdienst, bei denen sie tagtäglich für Staat und Bürger ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt und viele Blessuren abbekommen haben, wenn ein Herr Palmer aus seiner warmen Oberbürgermeister-Amtsstube heraus die vorgezogene Pension für Polizeivollzugsbeamte schlichtweg für unsinnig erklärt?

Man fragt sich wirklich, was manche Menschen sich in ihrem unaufhaltsamen Drang nach zwanghafter Selbstdarstellung eigentlich dabei denken, wenn sie fernab jeder realitätsnahen Erkenntnis angebliche Privilegien von Menschen anprangern, von deren individuellen Lebensumständen sie nicht die geringste Ahnung haben.

Leute, die für ihre Arbeit oder ihr Amt im Jahr insgesamt mehr als 120.000 Euro bekommen, sollten besser nur in Demut und Dankbarkeit schweigen, statt auch noch eine Gerechtigkeitsdebatte anzuführen. Das macht sie nämlich einfach nur noch unglaubwürdiger. Die Masse der Beamtinnen und Beamten sind jedenfalls keine Großverdiener wie Herr Palmer oder andere Politiker oder Funktionäre, sondern es sind einfache Menschen, die dem Staat tagtäglich treu dienen und deshalb auch einen Anspruch auf eine angemessene Alimentation besitzen.