DPolG Campus Talk
„Wir leben unseren Traumberuf, aber wir brauchen mehr Respekt und Anerkennung“
Beim ersten „DPolG Campus Talk“ an der Bundespolizeiakademie Lübeck sprachen junge Polizisten über ihren Herausforderungen im Dienstalltag, ihre Erwartungen und den Mangel an Respekt und Anerkennung. Die neue Veranstaltungsreihe ist ein Ort für offene und ehrliche Gespräche – von Kollegen für Kollegen.
Blaulicht, Martinshorn, Helfer in Uniform sein und Verbrechen aufklären – Polizist zu sein, das ist für viele Kollegen bereits ein Kindheitstraum gewesen. Damit dieser Traum auch in der Realität gelebt werden kann, braucht es mehr Respekt und Wertschätzung seitens der Politik und Gesellschaft. Und eine offene Kommunikation über das, was gut und schlecht läuft im Polizeialltag.
So lautete das Motto des ersten „DPolG Campus Talk“ am 30. September an der Bundespolizeiakademie Lübeck: „Von Kollegen für Kollegen“. Es war die Auftaktveranstaltung der neuen Event-Reihe der Deutschen Polizeigewerkschaft Bundespolizei, die zukünftig regelmäßig innerhalb der Bundespolizeiakademie fortgeführt wird.
„Von Kollegen für Kollegen“
Im Fokus der Veranstaltung standen die Gespräche miteinander. Die Studierenden konnten in geschütztem Raum erzählen, was sie umtreibt – sei es im Dienstalltag, in der Ausbildung und im Studium oder ihre Erwartungen an die Bundespolizei sowie die Deutsche Polizeigewerkschaft. Ohne Tabus, ohne Schubladendenken oder die Sorge, für ihre Aussagen verurteilt zu werden.
Zu Beginn sprach Manuel Ostermann, 1. Stellvertretender Vorsitzender der DPolG Bundespolizeigewerkschaft, über die Spannungsfelder, in denen Polizisten tagtäglich agieren – zwischen politischen Erwartungen, gesellschaftlicher Wahrnehmung und den Herausforderungen im Einsatzalltag. Moderiert wurde das Gespräch von Bianca Oehlmann (Mitglied des Bundesvorstands der DPolG Bundespolizei).
Gleich zu Beginn stellte Manuel Ostermann klar: „Wir stehen hinter euch und nur zusammen können wir etwas bewegen: Ihr seid unser Fundament. Heute Abend möchten wir euch zeigen, womit wir uns aktuell befassen und warum wir Dinge sagen und tun, wie wir es eben tun.“ Dass er für die klare Ansprache von Problemen oft anecke, wisse er. Aber: „Polizist zu sein ist und bleibt mein Traumberuf. Und dafür gebe ich Alles.“
Die Themen des „DPolG Campus Talk“ waren vielfältig: Von der Belastung durch Überstunden, heimatferner Verwendung und den teils unzumutbaren Zuständen der Liegenschaften. Weiter ging es an diesem Abend um das neue Bundespolizeigesetz (BPolG), Drohnenabwehr und die fehlende Zuständigkeitsregelung in diesem Bereich, die amtsangemessene Alimentation und das jüngste Urteil zur Gewährung von bis zu zehn Tagen Vaterschaftsurlaub für Bundesamte. Gegen Letzteres wird das Bundesinnenministerium voraussichtlich Rechtsmittel einlegen.
Klar wurde auch: Die Belastung im Dienstalltag durch Überstunden in allen Verwendungsbreiten geht an die Substanz vieler Kollegen. Die Kollegen begrüßten dahingehend die Forderung der DPolG Bundespolizei nach flexiblen Langzeitkonten nach dem Hessischen Modell.
Polizist – Traumjob und Realitätsschock
Ein Thema kam im Laufe des Abends immer wieder auf: Fehlender Respekt und Anerkennung. Der Polizeiberuf als Kindheitstraum und Realitätsschock. Es belaste sie sehr, dass inzwischen schon bei kleinsten Maßnahmen Misstrauen geschürt werde und Videoschnipsel in den sozialen Medien landen würden, so einer der anwesenden Kollegen. Die pauschale Unterstellung von Polizeigewalt und Rassismus sei belastend. Sie seien auch nur Menschen in Uniform.
Eine Sorge, die auch die Deutsche Polizeigewerkschaft umtreibt: Diffamierung und soziale Ächtung. Videos auf Social Media, die vor allem in (lebens-)bedrohlichen Einsatzlagen oder Gewalteskalationsszenen zusammengeschnitten und völlig aus dem Zusammenhang gerissen werden. „Ich kann aus der Erfahrung von Hunderten Gesprächen sagen: Politik stellt sich hin, schuldigt an. Die betroffenen Kollegen haben oft massive Konsequenzen zu fürchten. Und wenn die rechtsstaatlichen Verfahren dann beendet sind, werden die Polizisten meist weder öffentlich noch von Seiten des Dienstherrn, entlastet“, erklärt Ostermann. Das habe nicht nur dienstrechtliche Folgen für die Kollegen, sondern auch auf psychische oder physische Auswirkungen - auch für ihre Familien.
Abschließend betonte Bianca Oehlmann: „Euer Feedback ist uns wichtig. Ihr müsst sagen, wo es brennt und wo ihr uns braucht. Der Dienstherr steht morgens nicht auf und fragt sich: Wo kann ich meinen Beamten heute mal was Gutes tun.“ Zustimmung von vielen anwesenden Kollegen erhielt die langjährige Polizeitrainerin auch bei dem Umstand, dass die Justiz häufig Verfahren einstelle, in denen Polizisten Opfer von Straftaten worden seien. „Beleidigungen, Bedrohungen, tätliche Angriffe oder Widerstände - wir alle hatten sie doch in unserer Karriere. Das muss konsequent bestraft werden!“
Der Abend an der Bundespolizeiakademie Lübeck zeigt: Der „DPolG Campus Talk“ ist ein Forum, das von jungen Polizisten geschätzt und gebraucht wird. Die Möglichkeit, Sorgen anzusprechen, Verständnis zu finden und gemeinsam über Lösungen nachzudenken, kommt im Alltag häufig zu kurz. #WiranEurerSeite
Der Termin für den nächsten „DPolG Campus Talk“ wird in Kürze bekanntgegeben.










