Polizeigewerkschaft fordert bezahlbaren Wohnraum: „Wohnen in Großstädten ist für viele Polizisten unbezahlbar“
Im Koalitionsvertrag steht es schwarz auf weiß: „Der Bund nimmt für seine Beschäftigten, insbesondere auch für die Beamtinnen und Beamten der Bundespolizei, in Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten die Wohnungsfürsorge verstärkt wahr. Dazu soll der Wohnungsbestand der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben genutzt und weiterentwickelt werden.“
„Davon ist bislang leider nichts zu sehen“, sagt Ernst G. Walter, Chef der DPolG Bundespolizeigewerkschaft und zugleich stellv. Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, und fordert die Bundesregierung eindringlich dazu auf, sich jetzt endlich mit der Neuauflage einer staatlichen Wohnungsfürsorge zu befassen.
Walter mahnt: „Explodierende Mieten und unbezahlbare Immobilen machen Arbeit und Leben in den Ballungsräumen immer schwieriger und unattraktiver. Aber gerade hier werden die meisten Bundespolizisten gebraucht und das sind bis auf wenige Präsidenten und Direktoren in der Regel wirklich alles andere als Großverdiener.“
Nach Auffassung des Polizeigewerkschafters muss der Staat wieder wie früher mit der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum seiner Verantwortung gegenüber seinen Bediensteten gerecht werden: „Wenn der Staat seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Masse in den teuren Ballungsgebieten einsetzt, dann muss er durch eine aktive Wohnungsfürsorge dafür sorgen, dass sie dort auch leben können.“
Am Beispiel der großen Metropolen Frankfurt, München und Düsseldorf mit den größten deutschen Verkehrsflughäfen und dem Sitz vieler bahnpolizeilichen Schwerpunktdienststellen wird das Problem besonders deutlich. Hier kann sich ein durchschnittlicher Bundespolizist mit weniger als 3000 Euro brutto schon lange keinen angemessenen Wohnraum mehr in annehmbarer Entfernung zu seinem Arbeitsplatz leisten. Tägliche Wegstrecken von zweimal 100 km und mehr sind für viele Kolleginnen und Kollegen leider schon zur Normalität geworden.
In der Sendung „Hart aber fair“ hat unsere Kollegin Dajana Burmann im Interview mit Frank Plasberg die Situation eindrucksvoll beschrieben. Insbesondere die langen Abwesenheitszeiten von zu Hause und der Familie belasten die betroffenen Kolleginnen und Kollegen, die sich den teuren Wohnraum in der Nähe ihrer Dienststellen nicht leisten können und deshalb riesige Wegstrecken in Kauf nehmen.
Früher war das anders: Bund und Länder stellten ihren Beschäftigten durch eigene Immobilien oder durch Bundes- und Landesdarlehenswohnungen bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung. Auch die damals noch staatliche Bundesbahn sowie die Zechenbetriebe und die großen deutschen Industrie-Familienbetriebe wie Krupp, Siemens oder Henkel wussten genau, wie sie die Arbeit in ihren Betrieben für die vielen benötigten Arbeiter erträglicher und zugleich attraktiver machen konnten. Sie bauten ganze Wohnanlagen und Siedlungen, in denen ihre Mitarbeiter mit ihren Familien nahe an ihrer Arbeitsstelle wohnen und leben konnten.
Das alles gehört heute der Vergangenheit an. Wie die großen Konzerne hat sich auch der Staat nahezu vollständig aus der Wohnungsfürsorge zurückgezogen. Die gleichen Arbeitgeber klagen aber heute über zu wenig Nachwuchs in den Ballungsräumen, wo erfahrungsgemäß die meisten Beschäftigten benötigt werden.
Walter ist davon überzeugt, dass mit der Zurverfügungstellung von bezahlbarem Wohnraum für seine Kolleginnen und Kollegen und für die übrigen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in den Ballungsräumen zeitgleich mehrere wichtige positive Aspekte erreicht werden können:
- Positiver Einfluss auf den Wohnungsmarkt durch staatliche Baumaßnahmen,
- Entlastung der Umwelt durch weniger Pendelverkehr,
- bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch kürzere Wege und geringere Abwesenheitszeiten von zu Hause,
- Attraktivitätssteigerung für Bundespolizei und den gesamten öffentlichen Dienst.